In 2020 ließen die Covidbestimmungen nur eine Onlineausgabe des Barcamps der deutschen Naturkosmetikbranche zu. Das NaturkosmetikCamp 2021 fand endlich wieder live statt. Allerdings musste der Termin auch einmal wegen Corona verschoben werden. Doch der Veranstalter Wolfgang Falkner bewies starke Nerven und wurde belohnt. Unter Beachtung der 3G Sicherheitsbestimmungen konnte das Naturkosmetikcamp im schönen Panorama Royal Hotel in Tirol stattfinden. Sich ganz in echt und persönlich auszutauschen, tat allen der fast 100 Teilnehmer sichtlich gut. Die Diskussionen gestalteten sich dementsprechend lebhaft.Auch ich war happy. Denn ich konnte meinen Plan vom letzten Jahr umsetzen. Endlich war es möglich, das NaturkosmetikCamp 2021 mit einigen Tagen Wandern im hinreißend schönen Nordtirol zu verbinden. In der frischen Bergluft und mit dem Geklingel der Kuhglocken stimmte ich mich auf den Austausch beim Barcamp ein.Aber nochmal zurück auf Los. Was ist das NaturkosmetikCamp eigentlich?
Das NaturkosmetikCamp folgt dem Prinzip des Barcamps.Barcamps tragen auch den Spitznamen „Nicht-Konferenzen“. Das sagt eigentlich schon alles über den Unterschied zu einer klassischen Konferenz. Mit einem Camp hat das Barcamp gemein, dass sich alle Teilnehmer an einem Ort über einige Tage zusammenfinden. Anders als bei Konferenzen gibt es beim NaturkosmetikCamp kein „Frontal-Programm“ mit Referenten. Der Fokus liegt hier auf der Diskussion von Fragen, die die Teilnehmenden beschäftigen. Das bedeutet, dass jeder ein eigenes Thema zur Diskussion einreichen kann. Zum Start des Barcamps werden die Themen persönlich vorgestellt. Dann stimmen alle Barcamper gemeinsam darüber ab, welche Themen in den Sessions der folgenden zwei Tage diskutiert werden. Diese Sessions sind die Basis des Naturkosmetik Barcamps.
Seit 2014 findet das NaturkosmetikCamp einmal im Jahr für den deutschsprachigen Raum statt.Der Auftakt des diesjährigen Naturkosmetikcamps war eine Kräuterwanderung am Freitagnachmittag. Die Bedeutung und die Anwendung der Kräuter auf unseren Wiesen und Wegrändern wurden fachkundig erklärt. So lernte ich zum Beispiel, dass der September die beste Zeit zum Sammeln von Brennnesselsamen ist. Die kleinen Samen sind besonders für Männer nützlich. Man schneidet die Zweige samt der Samen ab und lässt sie in einer Papiertüte trocknen. Nach einigen Tagen braucht man nur noch die Tüte zu rollen und danach die Stängel herauszunehmen. Als Ergebnis erhält man die einsatzfertigen Brennnesselsamen.
Einer der Teilnehmer der Führung durch die Kräuterwelt formulierte seine Erkenntnis aus dieser Wanderung so: „Wir helfen Menschen.“ Wir waren uns sofort einig, dass dieses Prinzip alle Naturkosmetikunternehmen verbindet.Am Abend begrüßte Wolfang Falkner alle Teilnehmer auf der wunderschönen Terrasse des Hotels. Wer ein Thema eingereicht hatte, stelle es kurz vor. Danach startete die Auswahl der Themen, die in den Sessions am Samstag und Sonntag diskutiert werden sollten.Die folgenden zwei Schwerpunkte haben sich in den Sessions des Naturkosmetikcamps 2021 für mich ganz klar herauskristallisiert.
Die Naturkosmetikbranche hat in der Kommunikation großen Aufholbedarf. Diese Feststellung zog sich wie ein roter Faden durch alle Sessions des NaturkosmetikCamps 2021. Sowohl in der externen als auch in der internen Kommunikation gibt es in der Branche viel zu tun. Auf die wichtigsten drei Themenbereiche aus diesem Komplex gehe ich daher in den nächsten Abschnitten ein.
Im Moment ist es noch so, dass jedes Unternehmen für sich allein versucht, Themen zu kommunizieren, die für die gesamte Naturkosmetikbranche wichtig sind. Doch für einzelne Marken ist das schwer zu leisten. Eine sinnvolle Lösung wäre hier, sich zusammenzutun, um den Verbrauchern korrekte und nützliche Information zur Verfügung zu stellen. Viele Naturkosmetik-Themen haben eine firmenübergreifende Relevanz und könnten von mehreren Marken und Geschäftspartnern gemeinsam kommuniziert werden. Es könnten zum Beispiel Geschichten der Menschen entlang der Supply Chain erzählt werden. Man könnte gemeinsam über die Naturkosmetik-Siegel aufklären oder zu nachhaltiger Verpackung und deren Entsorgung informieren. Als gute Ansatzpunkte für die Zusammenarbeit wurden gemeinsame Hashtags und Werbekampagnen genannt.
Heiß diskutiert wurde auch die Frage, wie Verbraucher an die Bedeutung der zertifizierten Naturkosmetik herangeführt werden können. Nach wie vor werden interessierte Konsumenten mit einer Vielzahl von Naturkosmetik-Siegeln konfrontiert. Zu den Siegeln sind nur wenige allgemeinverständliche Informationen zu finden. Als Lösung für dieses Problem wurde von einigen Teilnehmern ein staatliches Siegel vorgeschlagen. Andere betrachteten ein solches Siegel aber skeptisch. Hier kam die Befürchtung auf, dass ein staatlicher Naturkosmetikstandard niedrigere Qualitätsstandards tolerieren könnte, als die bereits existierenden Siegel. Eine solche Nivellierung auf niedrigerem Niveau ließ sich bereits bei der Einführung des EU Bio-Siegels für Lebensmittel beobachten.
Auf große Resonanz stieß die Idee, alle großen Naturkosmetik-Siegel unter einem Dach zusammenzuschließen und gemeinsam zu erklären. Ich wurde in diesem Zusammenhang gefragt, ob ich die Organisation einer „family of standards“ für die Naturkosmetik für möglich halte. Mit meiner Firma Authentic Eco kläre ich schon jetzt über die zertifizierte Naturkosmetik auf, ohne einen der Standards zu repräsentieren.
Positive Veränderungen - sowohl innerhalb der Naturkosmetikbranche als auch bei ihrer Darstellung nach außen - wird es nur geben, wenn mehr miteinander geredet und im Anschluss gemeinsam gehandelt wird. Wer vertritt zum Beispiel die Branche den Verbrauchern und dem Gesetzgeber gegenüber? Auch hier könnte eine „family of standards“ eine aktive Rolle einnehmen. Der Vorschlag eines in der Naturkosmetik neuen Campteilnehmers, gleich auf dem Camp eine Resolution aufzusetzen und zu unterschreiben, verlief allerdings leider im Sande.
Das NaturkosmetikCamp 2021 bot eine gute Gelegenheit zum Reden. Doch wann werden Taten folgen?
Dieser Dreiklang kennzeichnet die Trends in der Naturkosmetik-Branche für die nächsten Jahre.
Transparenz ist aus der Naturkosmetik nicht mehr wegzudenken. Doch für viele „alte Hasen“ ist die von der neuen Generation geforderte Rückverfolgbarkeit eine große Herausforderung. Zu sehr sind viele von ihnen noch von der Idee besessen, dass Informationen über Lieferanten, Rohstoffe oder Geschäftspartner besser nicht preisgegeben werden sollten. Die Angst, das eigene Unternehmen damit der Konkurrenz auszuliefern und Kopierern Tür und Tor zu öffnen, ist groß.
Doch die Verbraucher wollen heute ganz genau wissen, was sie kaufen, woher es kommt, wie es hergestellt wird und wer die Rohstoffe erzeugt. Faire und nachhaltige Beziehungen mit allen Geschäftspartnern bilden dabei die Grundlage für eine transparente Darstellung des Unternehmens und der Lieferkette.
Einig waren sich die Teilnehmer des Naturkosmetikcamps 2021 darüber, dass neben der Transparenz in Zukunft auch der Fair Trade eine große Rolle spielen wird. Unabhängige Zertifizierungen wie „Fair for Life“ stehen hier bereits für Vertrauen und belegbare Glaubwürdigkeit. Alle an der Lieferkette beteiligten Menschen verdienen faires Geschäftsgebaren und ein menschenwürdiges Leben. „Fair for Live“ kontrolliert das und baut Fonds für Geschäftspartner in ärmeren Ländern auf.
Last but not least: Naturkosmetik ist ohne BIO nicht denkbar. Der kontrolliert biologische Ursprung von Inhaltsstoffe in der Naturkosmetik behält auch in Zukunft seine Bedeutung. So unterstützen die BIO-Anforderungen auch die regenerative Landwirtschaft. Transparenz, Fairer Handel und BIO-Anbau sind daher in Zukunft die Grundpfeiler der Naturkosmetik.
Wie bereits in den Jahren zuvor, war auch diesmal nachhaltige Verpackung ein zentrales Thema des Naturkosmetik Barcamps. Einige Beispiele zu guten Lösungsansätze wurden vorgestellt. Auch das bald in Kraft tretende Verpackungsmittelgesetz wurde thematisiert. Die Eierlegende Wollmilchsau gibt es aber bisher leider noch nicht. Wie in vielen anderen Bereichen, muss auch zum Thema Verpackung die Kommunikation mit den Verbrauchern verbessert werden. Nachhaltige Verpackungslösungen und Recycling stehen bei den Konsumenten zwar hoch im Kurs, werden von den Marken aber noch viel zu wenig thematisiert.
Sachlich und zugleich sehr emotional diskutiert wurde der Einfluss der Marketingbegriffe „Green Beauty“ und „Clean Beauty“ auf die zertifizierte Naturkosmetik. Die vom amerikanischem Markt nach Europa gekommenen Begriffe sollten von der Naturkosmetikbranche ruhig genutzt werden, das war zumindest der Tenor in der entsprechenden Session. Naturkosmetik nach unserer europäischen Definition ist zwar von vornherein „clean“ und „green“. Doch diese beiden Begriffe könnten durchaus als Magnet für die Erschließung neuer Kundengruppen genutzt werden. Des Weiteren gab es interessanten Input zum Sorgfaltspflichtengesetz. Wichtige Denkanstöße lieferten auch die Sessions zum Influencer-Marketing und zum Bio-Ladens als One-Stop-Shop-Erlebnis. Wie tierische Inhaltsstoffe in der Naturkosmetik einen besseren Ruf bekommen können, war ein neues und, wie ich finde, sehr wichtiges Thema auf der Agenda. Spezielle Dufterlebnisse, der Schönheitsbegriff, Nachhaltigkeit im Unternehmen und die Rolle der Naturkosmetik-Siegel wurden ebenfalls diskutiert.
Meine Session beschäftigte sich mit den besonderen Stärken kleiner Marken im Hinblick auf neue digitale Konzepte. Die Diskussion drehte sich darum, welche Vorarbeit Marken leisten sollten, um die passenden Technologien zu finden und diese erfolgreich zu nutzen. Anhand von zwei Anwendungen aus der digitalen Welt demonstrierte ich die rasanten Veränderungen und neuen Möglichkeiten in dem Bereich. Die Diskussionen in den Sessions gestalteten sich in diesem Jahr sehr lebhaft und direkt. Zu spüren war auch die Freude, sich in den Pausen, sowie vor und nach den Sessions wieder persönlich begegnen zu können.
Die drei Tage waren schneller vorbei als gedacht. Das Panorama Royal Hotel in Bad Häring erwies sich als optimaler Ort für das NaturkosmetikCamp 2021. Das nachhaltig geführte Hotel befindet sich an einem Ort, dem eine besondere Energie nachgesagt wird. Ich für meinen Teil denke, dass das zutrifft. Sich an einem schönen Platz mit gleichgesinnten Menschen auszutauschen, das gibt pure Kraft. Ich hoffe, dass alle Barcamper einen Teil davon mit in ihren Alltag genommen haben. Zu wünschen bleicht, dass viele der besprochene Ideen im Alltag ihre Wellen schlagen.
Danke an das engagierte Team von Wolfgang, dem Hotel und an alle diesjährigen Barcamper!
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